Dreißig Jahre "Immer Ich"

"Wer Kunst macht, muss konsequent sein!" Dieser Ausspruch Elvira Bachs kennzeichnet auch den Anspruch, den diese außergewöhnliche Künstlerin an sich und ihr Werk stellt. Dass sie ihm über drei Jahrzehnte gerecht geworden ist, macht die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit ihrer Bilder aus. Die Treue zu ihren Grundthemen und Sujets ließen Elvira Bach als Modell und Beobachterin ihrer selbst zu einer Ikone der deutschen und internationalen Kunstszene werden. Nach ihrem Kunststudium an der Hochschule der Künste im Berlin der siebziger Jahre wurde sie vorübergehend zu den "Jungen Wilden" Malern um Rainer Fetting, Salomé, Bernd Zimmer, Luciano Castelli und Helmut Middendorf gezählt. Mit der Teilnahme an der Documenta 7, manifestierte sich Elvira Bachs künstlerisches Entwicklungspotenzial jenseits aller Etikettierungen und Klischees. Als erklärte Einzelgängerin ist sie seitdem ihren eigenen Weg mit seltener Geradlinigkeit gegangen. Ihre großformatigen Frauenbildnisse schöpfen mit ihrem zupackenden Malgestus, einer aus Ungeduld und Bestimmtheit gleichermaßen herrührenden Intensität und hypnotischen Direktheit aus einem unbändigen Lebenswillen, der sich allen Ambivalenzen der Welt und der Künstlerin selbst stellt. Leidenschaft, Glück, Leid, Trauer, Angst, Einsamkeit: alle Facetten des Menschseins spiegeln sich in diesen Frauen(selbst)porträts mit ihrer Gratwanderung zwischen Maskierung und Enthüllung.

Elvira Bach hat einer ganzen Generation von Künstlerinnen den Weg geebnet. Ihre Arbeiten aus 30 Jahren zeigt den Wandel im Ewig-Gleichen, die Zeitgenossenschaft und das gelebte Leben einerseits und das Archetypische der "Evastöchter" andererseits: weibliche Urgeschöpfe, deren selbstbewusste Präsenz wie in dramaturgisch inszenierten Auftritten alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und deren körperbetonte Attitüde und Farbenpracht zu überwältigen vermag. Elvira Bach ist aber nicht nur eine Chronistin ihres Lebens – von den Künstlertreffpunkten der frühen Jahre wie das Exil oder die Parisbar oder auch den späteren Einflüssen ihrer Aufenthalte in Afrika, über die Mutter-Kind-Bilder bis zu den ruhigeren, in ihrer Stille schon wieder beunruhigenden, Bildern der Gegenwart – , sie ist auch eine Entdeckerin geblieben, die Spannungen offen legt. Schon die frühen Bilder lassen keinen Zweifel daran, dass diese Frauen "sich ihrer Haut zu wehren wissen".

Die Geschlechterdramen (explizit in den Schlangenbildern) wandeln sich im Laufe der Zeit zu ungeschützt ehrlichen Auseinandersetzungen mit der eigenen Person, einer existenziellen Selbstvergewisserung, die jeden festen Grund sogleich wieder verlässt, weil die Leidenschaft zur Freiheit, zur ganzen Fülle des Mensch- und Frauseins keine Festlegung und kein Verharren erlaubt. Diese Fähigkeit zur intensivsten Expressivität jeder Facette ihrer Identität und der gleichzeitigen Gewinnung eines distanzierenden nächsten Schrittes ermöglichen es Elvira Bach auch, eine Leichtigkeit zu gewinnen, die sich bisweilen in der selbstironischen Präsentation ihrer Alter Egos Bahn bricht. Augenzwinkernd, aber mit dem Ernst des echten Spielers, gehen unzähmbare Lebenslust mit klarem Wissen der Gefährdetheit des Glücks eine faszinierende Koalition ein.

Elvira Bachs Werk bleibt auch in Zukunft aktuell, weil der Mensch mit seinem Glauben, seiner Liebe und seiner Hoffnung das Maß aller Dinge sein wird, solange Menschen auf dieser Erde leben.

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